Manche Fragen stellt man nicht – Ein offener Brief

Dieses Wochenende erreichte mich eine Anfrage für eine Konzertbegleitung mit anschließender Session im Hotel. Die Themen: High Heels, Füße, Nylons und jede Menge Tease and Denial. So weit genau meine Spielwiese. Noch dazu sehr höflich geschrieben, offenbar von einem Mann, der scheinbar durchaus Verstand besitzt. Warum mir diese Anfrage dennoch kein Vergnügen bereitete? Ich denke, meine Antwort macht das klar genug.
Ich erwarte hierfür keinen Jubel. Solche Ansagen sind extrem ungeil und enttäuschen daher sicher manchen Besucher dieses Blogs. Sie sind aber auch extrem wichtig. Engagement für die Rechte von Sexworkern kann eben viele Formen haben. Manche suchen dafür die großen Bühnen der Medienlandschaften, andere betreiben diese Form des Empowerments eher im Kleinen, 1-on-1 quasi. Noch während ich die Antwort an diesen Herrn (dessen Name wie immer geändert ist) tippte, verspürte ich das Bedürfnis den Text öffentlich zu machen, denn auch wenn der Sachverhalt hier ein konkreter ist, ist das Problem doch ein sehr allgemeines.

Hallo Konrad,

Deine Mail ist höflich formuliert, also will ich dir so höflich wie möglich antworten.

Ich bin ein absoluter Fan von Nylons, Füßen und Tease and Denial. So gesehen wäre ich einer Begegnung nicht abgeneigt und mein größtes Problem an diesem Abend wäre wohl die Frage, was zur Hölle man zu einem Usher-Konzert trägt.
Blowjobs können selbstverständlich eine Möglichkeit des Tease and Denials sein und sind es gerade in Pornos ja fast immer. Nicht, weil das wirklich immer passieren würde oder irgendwie relevant wäre für dieses Spiel, sondern weil sich Schwänze-Blasen einfach immer gut verkauft.
Wo wir gerade bei Pornos sind: Dass mein Spiel vermutlich zu subtil, zu sinnlich, zu sophisticated für dich ist, habe ich bereits im zweiten Satz deiner Anfrage ersehen können. Ein „wahrgewordener Pornotraum“? Ernsthaft? Es gibt ja nun genügend Dienstleisterinnen, die in der Tat sehr pornös werben und das vermutlich als Kompliment betrachten würden. In Bezug auf mich wirkt diese Beschreibung allerdings einigermaßen seltsam. Aber weißt du, auch darüber wäre ich vermutlich hinweg gegangen und hätte es lachend und kopfschüttelnd in die Kategorie „geile Männer schreiben oft Unsinn“ einsortiert.
Aber jetzt lass uns noch mal zu den Blowjobs zurückkommen. Meinst du nicht, wenn ich so etwas anbieten würde, dann würde ich auch damit werben? Das würde mir doch einen viel größeren Kundenkreis erschließen und es ist allgemein genug, um sich problemlos in die Angebotsliste einzureihen. Es wäre also unsagbar dumm, das nur „heimlich“ zu tun. Aber Wunschdenken ist ja etwas sehr, sehr Mächtiges und so hätte ich dir auch das noch nachgesehen, da deine Anfrage sehr höflich formuliert war.
Die Grenzen meiner Toleranz sind allerdings ganz klar da erreicht, wo unsafe Praktiken ins Spiel kommen, die auch dem beschränktesten Geist als solche bewusst sein müssen. Unabhängig davon, dass ich persönlich niemals irgendwas von dir in den Mund nehmen würde – ob nun mit oder ohne Gummi – finde ich es eine bodenlose Frechheit, eine Dienstleisterin zu bitten, deinen Schwanz inkl. allem, was ihm an möglichen Krankheiten anhängt, zu blasen und ihre Gesundheit zu riskieren, nur weil du ein paar Minuten Spaß haben möchtest. Das widert mich zutiefst an! Ja, mir ist bewusst, dass diese kleine Rede mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit keinerlei Veränderung in deinem Denken bewirken wird, weil du dich bequemer Weise darauf ausruhen wirst, dass es ja so viele gibt, die das anbieten und auch noch damit werben, dass sie das geil finden. Lass dir sagen: Das tun sie nicht. Es ist eine wirtschaftliche Entscheidung. Keine Sexworkerin hat ein eigenes Interesse daran, sich zu gefährden. Ganz am Rande bemerkt gefährdet es auch dich, aber eine Frau, die mit ihrer eigenen Gesundheit pokert, wird sich um deine natürlich noch viel weniger sorgen.
Normalerweise wünsche ich bei Fantasien, die ich selbst nicht begleiten kann oder will viel Glück bei der weiteren Suche. In Anbetracht der Sachlage kann ich das leider nicht.

Grüße,
Miss Leonie

3 Gedanken zu „Manche Fragen stellt man nicht – Ein offener Brief

  1. Moin Leonie,

    zu dieser Buchungsanfrage an Dich habe ich mir schnell eine Meinung gebildet. Diese Anfrage erscheint mir nicht nur interessant, sondern wichtig zu sein. Ohne dabei Konrads Begehren in Detail zu kennen. Sie zieht eine perfekte Antwort darauf nach sich. Sowohl die inhaltliche Botschaft als auch der Stil, der mir sehr zusagt..

    Durch Zufall bin ich nicht auf Deine Internetpräsenz/Blog gestoßen. Mir gefällt der Style, Inhalt und natürlich die Fotos von Dir. Leider verfolgen wir einen unterschiedlichen Fetisch. Aus diesem Grund werde ich Dich nicht um eine gemeinsame Session bitten. Gerne aber verfolge ich, ohne dabei zu stalken, Deinen weiteren Werdegang mittels dieser Internetpräsenz.

    Beste Grüße
    Jorgo

  2. Hab vielen Dank für das Feedback. Natürlich bist du auch als reiner Leser auf dieser Seite herzlich willkommen! 🙂 Nun verrate mir doch aber der Vollständigkeit halber trotzdem, auf welcher Spielwiese du dich tummelst, auch wenn wir sie nicht teilen 🙂

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