Corona-Update: Sexwork – wie ist die Lage? Was ist erlaubt? | Juli 2020

Kurzversion für die Lesefaulen/TLDR:

  • Die Gesamtsituation ist furchtbar.
  • Hotel-Sessions in Niedersachsen sind möglich.
  • Hotel-Sessions in Bremen sind möglich. [Update]
  • Berlin erlaubt Prositution ohne GV ab 8. August; mit GV ab 1. September [Update]
  • Hotel-Sessions in Bayern sind teilweise möglich.
  • Social Dates in Hamburg und Schleswig-Holstein sind möglich; Prostitution ist verboten.
  • Mecklenburg-Vorpommern hat Prostitution wieder komplett verboten. [Update]
  • Bis zur Stichpunktliste runterscrollen für Details.

Letztes TLDR-Update: 4. August 2020; der Rest des Textes verbleibt in der Originalversion von Anfang Juli 2020.

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Ist ein Hoteldate gefährlicher als eine Party?

Es herrscht Verunsicherung: Die Corona-Regelungen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, da ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem zweierlei Maß …

Es erreichen mich in den letzten Wochen immer wieder Anfragen für Termine, weil der Kontakt zwischen zwei Haushalten ja in der Regel wieder erlaubt ist. Naheliegend, dass man da meint, dann wären doch sicher auch Sessions OK – mehr als zwei Leute sind da ja in der Regel nicht anwesend und im Hotelzimmer kommt auch sonst keiner vorbei, den man versehentlich anhusten könnte. Himmel, meine Beine sind sogar lang genug, dass ich für eine Fußfetischsession die 1,50 m Abstand hinbekomme!

Doch weit gefehlt, denn meine Tätigkeit fällt rechtlich in den Bereich der Prostitution. Und die wird – ungeachtet der konkreten Arbeitsweise – erstmal als dreckig und gefährlich betrachtet. Karl Lauterbach (SPD) besaß sogar die Dreistigkeit, uns Sexworker*innen als Superspreader zu bezeichnen. Mit Verlaub, aber unsereins ist deutlich geübter im Handling von Hygienemaßnahmen als die durchschnittliche Boutique-Besitzerin im schicken Hamburg Eppendorf. Mich würde an dieser Stelle auch interessieren, welchen Superlativ Lauterbach für Herrn Tönnies zu nutzen gedenkt …

Aber zurück zum Thema: Prostitution ist in den meisten Bundesländern derzeit komplett verboten (Details als Stichpunkte weiter unten). Das ist nicht nur eine epidemiologische, sondern natürlich auch eine politische Entscheidung. Bordelle zu öffnen während Kindergärten geschlossen bleiben, das kriegt man dem Wähler schlecht verkauft, völlig egal, wo virologisch nun die größere Gefahr droht. Das Schlimmste: Die Unsicherheit. Ähnlich wie Kneipiers und Künstler*innen hangeln wir Sexworker*innen uns von einer Verordnung zur nächsten, ohne zu wissen, wann/wie/ob wir wieder arbeiten dürfen. Die staatliche Unterstützung ist mitunter ein Witz oder gar nicht vorhanden, wie Kolleg*innen berichten.

Manche Bundesländer erlauben Escort

Einige Bundesländer sind sehr klar und verbieten alle Arten von sexuellen Dienstleistungen. Andere lassen Deutungsspielräume offen, die evtl. Treffen außerhalb von sog. Prostitutionsstätten (Bordelle, Studios, Terminwohnungen etc.) erlauben. Einige Kolleg*innen haben sogar den Klageweg beschritten – mal mit mehr mal mit weniger Erfolg.

Nachfolgend gibt es eine Liste mit der aktuellen Lage – ohne Gewähr, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und mit dem Hinweis, dass sich das alles täglich ändern kann, wenn Land, Gemeinde oder Gericht etwas anders beschließen.

Komplettes Verbot für Sexarbeit in:

  • Hamburg (nach aktueller Verordnung bis mind. 31. August 2020)
  • Schleswig-Holstein
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Bremen
  • Berlin (nach aktueller Verordnung bis mind. 31. Oktober 2020)
  • Nordrhein-Westfalen
  • Saarland

Hier sind Haus- und Hotelbesuche möglich:

  • Niedersachsen
  • Bayern, außerhalb des Sperrgebiets und sofern nicht von der Kommune anders verordnet

In allen anderen Bundesländern ist die Sachlage so unklar, dass vorsichtshalber von einem Verbot auszugehen ist, denn die Strafen sind mitunter empfindlich hoch. (mehr Details auf der Seite des BesD).

Es ist an Absurdität kaum zu überbieten: Manche Studiobetreiber*innen dürfen ihre Räumlichkeiten zwar derzeit an private Paare vermieten, müssen aber selbst zum Arbeiten ins Hotel fahren. Verrückt, oder?

Übrigens haben einige Nachbarländer Sexarbeit bereits wieder erlaubt:

  • Österreich
  • Schweiz
  • Belgien
  • Niederlande
  • Tschechien

Ich habe wieder ein offenes Ohr für Session-Anfragen

Um das Ganze von der positiven Seite zu sehen: Niedersachsen und Meck-Pomm sind von Hamburg aus nicht so wahnsinnig weit weg. Es gibt also noch Optionen hier oben im Norden. Und bei entsprechender Buchungsdauer bin ich schon immer gern gereist. Das ist momentan zwar deutlich unentspannter als früher, aber nicht ausgeschlossen.

Ich werde in den nächsten Tagen einiges an Zeit und Brainpower aufwenden, um ein Konzept zu erarbeiten, unter welchen Bedingungen ich persönlich Sessions ermöglichen kann und will. Dabei wird u.a. das Hygiene-Konzept des Berufsverbandes eine Rolle spielen und neben klassischen Spielsessions werde ich auch ein paar spannende Möglichkeiten für Social Dates in Hamburg und Schleswig-Holstein entwickeln. Am Ende bleibt aber – wie auch schon vor Corona – jeder Termin eine Einzelfallentscheidung. Lasst uns zusammen das Beste aus dieser Zeit machen!

Ein Gedanke zu „Corona-Update: Sexwork – wie ist die Lage? Was ist erlaubt? | Juli 2020

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