Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen und ich hatte so viele Gefühle gleichzeitig, dass ich einen Moment lang einfach mit offenem Mund da saß, als ich es hörte: Hamburg lässt uns endlich wieder arbeiten! Sexarbeit ist wieder erlaubt! Und das schon seit 2 Wochen, aber ich komme derzeit einfach kaum zum Schreiben. 😉
Es fällt mir schwer, mich dafür bei meiner Heimatstadt zu bedanken, denn so recht freiwillig kam das Ganze nicht. Dass die norddeutschen Bundesländer nun unser Arbeitsverbot aufheben, haben wir dem unermüdlichen Einsatz einzelner Kolleginnen und Kollegen zu verdanken. Sie haben sich die Stimmbänder wundtelefoniert, demonstriert, Massen an Briefen verschickt und Klagen angestrebt – all das unter Einsatz ihrer höchstpersönlichen Ressourcen. Dafür kann ich gar nicht oft genug „DANKE!“ sagen! Wer von euch genauso froh ist wie ich und sich ebenfalls bedanken will, tut dies am besten mit einer Spende an unseren Berufsverband – ab 50 Euro gibt es sogar einen Soli-Porno als Dankeschön!
Alles wie vorher?
Selbstverständlich stecken wir immer noch mitten in einer Pandemie – es gibt also kein „Business as usual“.
Schon lange bevor die Landesregierungen auch nur über Lockerungen nachgedacht haben, hatte ich ein persönliches Hygienekonzept in der Schublade liegen – erarbeitet mit einer OP-Schwester und einer Hygienefachkraft aus dem Krankenhaus. Das ist in vielen Punkten sogar detaillierter als das, was die Stadt Hamburg in der aktuellen Verordnung fordert, um derzeit erotische Dienstleistungen anbieten zu dürfen bzw. gehören viele Forderungen aus der Verordnung für mich ohnehin zum Standardprozedere. So etwa die Vorschriften zu Desinfektion und die zwingend erforderliche Terminvereinbarung im Vorfeld.
Was ist neu bzw. gerade besonders wichtig?
Ich werde hier nicht meine komplette Maßnahmenliste runtertippen, aber zumindest ein paar wichtige Punkte zur Orientierung nennen:
Maskenpflicht: Für Dinnerdates darfst du gern deine Alltagsmaske nutzen. Für Sessions bringe ich Einwegmasken mit – von der einfachen OP-Maske bis zu FFP3-Masken bin ich mit allem gerüstet.
Lüften: Etwa 10 – 15 min bevor ich an deine Tür klopfe, lüftest du dein Hotelzimmer bitte großzügig durch.
Fiebermessen: Ich habe ein kontaktloses Stirnthermometer in der Handtasche. Sollte deine Temperatur über 37,4 °C liegen, werde ich dein Zimmer nicht betreten.
Mundspülung: Bitte besorg dir im Vorfeld eine medizinische (!) Mundspülung aus der Apotheke (z.B. Chlorhexamed) und gurgle damit 20 – 30 Sekunden bevor wir uns sehen.
Für meine Paare und Duo-Fans ebenfalls wichtig: Derzeit sind nur 1-on-1-Sessions erlaubt – auch, wenn ihr ein Haushalt seid.
Für Overnights gilt: getrennte Schlafzimmer, da die Atemhygiene sonst nicht einzuhalten ist.
Kontaktdaten: Infektionsketten müssen verfolgbar sein, deshalb brauche ich von dir Kontaktdaten – ebenso wie man sie mittlerweile bei jedem Restaurantbesuch hinterlässt. Die Hamburger Verordnung schreibt das vor und ich stehe voll und ganz hinter dieser Maßnahme.
Absagen wegen Symptomen o. Risikokontakten
Wer sich krank fühlt, spielt keine Sessions – das galt eigentlich schon immer, heute aber umso mehr. Wenn du auch nur den leisesten Anflug von Erkältungssymptomen hast, erwarte ich proaktiv eine Terminabsage! Dasselbe gilt, falls du kürzlich Risikokontakte hattest – z.B. zu Arbeitskollegen, die positiv getestet wurden o. deren Infektionsstatus unklar ist, die aber Symptome zeigen.
Ich selbst handhabe das genauso, denn mir liegt unsere Gesundheit am Herzen!
Musst du deinen Termin aus oben genannten Gründen absagen, behält deine Anzahlung für 3 Monate ihre Gültigkeit und wir schauen gemeinsam nach einem neuen Termin. Ich ziehe maximal bereits real angefallene Kosten ab (z.B. für bereits gebuchte Zugtickets).
Terminanfragen: Langzeiten bevorzugt
Meine Terminmöglichkeiten sind ohnehin begrenzt:
unter der Woche ab 18:30
Samstag und Sonntag ganztägig
Overnights nur Freitag o. Samstag
Ich nehme daher nur recht wenige Termine an und bevorzuge grundsätzlich Langzeitsessions sowie Dinner-Dates mit dominantem Dessert und klassische Tagesbegleitungen.
Das war schon vor Corona so und gilt jetzt umso stärker, denn: Selbstverständlich bleibt bei jedem Kontakt mit fremden Menschen ein Restrisiko. Und wenn ich dieses Risiko schon eingehe, möchte ich eine entsprechend intensive gemeinsame Zeit haben.
Auch, wenn es merkwürdige Zeiten sind und wir uns alle etwas umstellen müssen: Es ist absolut möglich, auch unter Corona-Hygiene-Bedingungen eine fantastische Zeit zu haben! 🙂 Ein echtes Lächeln reicht bis zu den Augen und ich verspreche dir, das dir das diabolische Funkeln in meinem Blick ebenso wenig entgehen wird, wie ich irgendeine deiner sensiblen Reaktionen auf meine Gegenwart außer Acht lassen werde 😉
Gut 2 Wochen ist dieDemo in der Herbertstraßenun her. Mehrere hundert Menschen strömten in die Straße, die seit Monaten verwaist war. #RotlichAN hieß es an diesem Abend – aber so ganz anders als normalerweise. Kolleg*innen vom Kiez und aus ganz Deutschland demonstrierten gemeinsam mit Kund*innen und Unterstützer*innen für unser Recht auf Arbeit. Die Medien waren da, man hat uns gehört.
Doch wir sind noch lange nicht am Ziel. Wir müssen weiter Druck machen – online, in Behörden, auf den Straßen. Wenn nicht bald etwas passiert, rutscht eine ganze Branche in die Illegalität. Deshalb gibt es weitere Demonstrationen, die eure Unterstützung brauchen:
Zusätzlich betreibt der BesD e.V. jede Menge Pressearbeit: Interviews, Diskussionen mit Sexarbeitsgegner*innen, Führungen durch BDSM-Studios und Bordelle. All diese Dinge kosten Zeit und Nerven, aber eben auch Geld. Die Mittel unseres kleines Verbandes sind begrenzt, der Nothilfefond für Kolleg*innen in Not längst aufgebraucht. Wenn du ihr könnt, unterstüzt uns mit einer einer Spende!
Bonus: Ich beteilige mich an der Aktion„Meet a Sexworker“. Bei einer Spendensumme von 150,- Euro oder mehr bekommst du eine Stunde lang die volle Aufmerksamkeit einer Sexpert*in: Frag, was du schon immer fragen wolltest – entweder mich oder eine der Kolleg*innen!
Zum Abschluss noch ein paar gute Neuigkeiten:
In Bremen sind Haus- und Hotelbesuche in Bremen sind nach der Verordnung vom 14.07.2020 wieder möglich.
Das Studio Avalon in Berlin hat wieder geöffnet! Ich freue mich wahnsinnig für die Kolleg*innen aus der Hauptstadt, die nun zumindest unberührbar wieder arbeiten dürfen.
Es herrscht Verunsicherung: Die Corona-Regelungen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, da ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem zweierlei Maß …
Es erreichen mich in den letzten Wochen immer wieder Anfragen für Termine, weil der Kontakt zwischen zwei Haushalten ja in der Regel wieder erlaubt ist. Naheliegend, dass man da meint, dann wären doch sicher auch Sessions OK – mehr als zwei Leute sind da ja in der Regel nicht anwesend und im Hotelzimmer kommt auch sonst keiner vorbei, den man versehentlich anhusten könnte. Himmel, meine Beine sind sogar lang genug, dass ich für eine Fußfetischsession die 1,50 m Abstand hinbekomme!
Doch weit gefehlt, denn meine Tätigkeit fällt rechtlich in den Bereich der Prostitution. Und die wird – ungeachtet der konkreten Arbeitsweise – erstmal als dreckig und gefährlich betrachtet. Karl Lauterbach (SPD) besaß sogar die Dreistigkeit, uns Sexworker*innen als Superspreader zu bezeichnen. Mit Verlaub, aber unsereins ist deutlich geübter im Handling von Hygienemaßnahmen als die durchschnittliche Boutique-Besitzerin im schicken Hamburg Eppendorf. Mich würde an dieser Stelle auch interessieren, welchen Superlativ Lauterbach für Herrn Tönnies zu nutzen gedenkt …
Aber zurück zum Thema: Prostitution ist in den meisten Bundesländern derzeit komplett verboten (Details als Stichpunkte weiter unten). Das ist nicht nur eine epidemiologische, sondern natürlich auch eine politische Entscheidung. Bordelle zu öffnen während Kindergärten geschlossen bleiben, das kriegt man dem Wähler schlecht verkauft, völlig egal, wo virologisch nun die größere Gefahr droht. Das Schlimmste: Die Unsicherheit. Ähnlich wie Kneipiers und Künstler*innen hangeln wir Sexworker*innen uns von einer Verordnung zur nächsten, ohne zu wissen, wann/wie/ob wir wieder arbeiten dürfen. Die staatliche Unterstützung ist mitunter ein Witz oder gar nicht vorhanden, wie Kolleg*innen berichten.
Manche Bundesländer erlauben Escort
Einige Bundesländer sind sehr klar und verbieten alle Arten von sexuellen Dienstleistungen. Andere lassen Deutungsspielräume offen, die evtl. Treffen außerhalb von sog. Prostitutionsstätten (Bordelle, Studios, Terminwohnungen etc.) erlauben. Einige Kolleg*innen haben sogar den Klageweg beschritten – mal mit mehr mal mit weniger Erfolg.
Nachfolgend gibt es eine Liste mit der aktuellen Lage – ohne Gewähr, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und mit dem Hinweis, dass sich das alles täglich ändern kann, wenn Land, Gemeinde oder Gericht etwas anders beschließen.
Komplettes Verbot für Sexarbeit in:
Hamburg (nach aktueller Verordnung bis mind. 31. August 2020)
Schleswig-Holstein
Mecklenburg-Vorpommern
Bremen
Berlin (nach aktueller Verordnung bis mind. 31. Oktober 2020)
Nordrhein-Westfalen
Saarland
Hier sind Haus- und Hotelbesuche möglich:
Niedersachsen
Bayern, außerhalb des Sperrgebiets und sofern nicht von der Kommune anders verordnet
In allen anderen Bundesländern ist die Sachlage so unklar, dass vorsichtshalber von einem Verbot auszugehen ist, denn die Strafen sind mitunter empfindlich hoch. (mehr Details auf der Seite des BesD).
Es ist an Absurdität kaum zu überbieten: Manche Studiobetreiber*innen dürfen ihre Räumlichkeiten zwar derzeit an private Paare vermieten, müssen aber selbst zum Arbeiten ins Hotel fahren. Verrückt, oder?
Übrigens haben einige Nachbarländer Sexarbeit bereits wieder erlaubt:
Österreich
Schweiz
Belgien
Niederlande
Tschechien
Ich habe wieder ein offenes Ohr für Session-Anfragen
Um das Ganze von der positiven Seite zu sehen: Niedersachsen und Meck-Pomm sind von Hamburg aus nicht so wahnsinnig weit weg. Es gibt also noch Optionen hier oben im Norden. Und bei entsprechender Buchungsdauer bin ich schon immer gern gereist. Das ist momentan zwar deutlich unentspannter als früher, aber nicht ausgeschlossen.
Ich werde in den nächsten Tagen einiges an Zeit und Brainpower aufwenden, um ein Konzept zu erarbeiten, unter welchen Bedingungen ich persönlich Sessions ermöglichen kann und will. Dabei wird u.a. das Hygiene-Konzept des Berufsverbandes eine Rolle spielen und neben klassischen Spielsessions werde ich auch ein paar spannende Möglichkeiten für Social Dates in Hamburg und Schleswig-Holstein entwickeln. Am Ende bleibt aber – wie auch schon vor Corona – jeder Termin eine Einzelfallentscheidung. Lasst uns zusammen das Beste aus dieser Zeit machen!
Seit Tagen schiebe ich diesen Blog-Beitrag vor mir her und ich will euch hier nicht erklären, wie die richtige Nies- und Husten-Hygiene aussieht, warum „Flattening the Curve“ bzw. „Stopping the Spread“ so wichtig ist oder wie man sich ordentlich die Hände wäscht. Ich möchte davon ausgehen, dass ihr das alles wisst und ich würde euch viel lieber von meiner letzten Gummipuppen-Session oder einem exklusiven Rohrstock-Videodreh erzählen. Aber aktuell ist eben nicht die Zeit, einfach das zu tun, was man möchte. Jetzt ist die Zeit, Verantwortung zu übernehmen. Deswegen bekommt ihr in diesem Beitrag Folgendes:
Zusammenfassung, warum ihr die Epidemie ernst nehmen solltet
Gratis-Sklaven-Aufgaben: Was jetzt zu tun ist
Einblicke, was die momentane Situation für Sexworker*innen (SWs) bedeutet
Alternativen zum Studio-Besuch
Tipps, wie ihr SWs unterstützen könnt, damit sie auch nach der Krise noch da sind
meine ganz persönlichen Gedanken
Wer sich in den letzten Tagen schon gut informiert hat, die notwendig Schutzmaßnahmen kennt und beachtet, darf sich gelobt fühlen und gern nach unten scrollen, um direkt zum sexwork-spezifischen Teil zu springen 😉
Ist Corona nur Panikmache der Medien? Nein!
Mir kamen in den letzten Tagen die merkwürdigsten Ansichten zu Ohren, die ich hier gar nicht wiederholen möchte. Die Bandbreite reichte von „Ach, das ist schon nicht zu schlimm!“ bis zu wilden Verschwörungstheorien. In aller Fairness: Vor ein paar Wochen dachte ich auch noch, dass da bestimmt medial einiges hochgekocht wird. Doch so ist das halt als verantwortungsvoller Erwachsener: Manchmal muss man die eigene Haltung überdenken – insbesondere dann, wenn sich die Bedingungen und die Informationslage ändern. Und wenn ich mir dabei keinen Zacken aus der Krone breche (japp, pun intended), dann könnt ihr das auch! 🙂
Doch was genau ist nun das Problem? Ist das nicht einfach nur wie ’ne Erkältung? Leider nein. In aller Kürze:
Das Virus ist neu, d.h. wir haben keine Grundimmunität und keine Medikamente dagegen.
Die Anzahl der schweren und lebensbedrohlichen Verläufe ist deutlich höher. Dämmen wir die Ansteckungsrate nicht ein, werden wir nicht alle Kranken angemessen versorgen können, was zu einer noch höheren Sterblichkeitsrate führen wird.
Das Virus ist viel ansteckender, denn es wohnt im Rachen, nicht in der Lunge, d.h. der Weg „nach draußen“ ist viel einfacher.
Infizierte können andere anstecken, obwohl sie selbst keine Beschwerden haben, d.h. auch wenn du dich gut fühlst, kannst du andere krank machen.
Für Leute aus der Risikogruppe ist eine Ansteckung besonders gefährlich und kann tödlich enden. Besonders gefährdet sind z.B. Senioren, Leute mit schwachem Immunsystem (bspw. nach einer Chemo-Therapie), Patienten mit Herz-Kreislauf-Leiden oder Lungenerkrankungen, Menschen mit Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes), aber auch alle, die Probleme beim Husten haben (z.B. aufgrund von Lähmungen).
Manchmal kommt es eben doch auf die Größe an: Flatten the Curve!
Die Wahrscheinlichkeit, dass einen von uns das Virus erwischt, ist ziemlich hoch: Etwa 70% der Menschen werden sich wohl hierzulande anstecken. Heißt das, es ist eh egal und wir können alle Vorsichtsmaßnahmen bleiben lassen? Auf keinen Fall! Denn es macht einen großen Unterschied, wann wir krank werden oder besser gesagt: wie viele Menschen gleichzeitig medizinische Hilfe brauchen. Was erstmal merkwürdig klingt, lässt sich mithilfe einer Grafik leichter verstehen:
Ich würde mir wünschen, dass das soziale Verantwortungsgefühl allein ausreicht, um uns rücksichtsvoll handeln zu lassen. Dass wir vorübergehend auf ein paar Dinge verzichten können, damit unsere Großeltern, Nachbarn und Bekannten nicht sterben. Die Realität sieht leider anders aus. Erst vorgestern führte ich ein Gespräch, in dem mir jemand erklärte, sein Wunsch nach einer Session sei wichtiger als fremden Leuten das Leben zu retten. Wow, da bleibt selbst mir die Spucke weg …
Wer also eine egoistische Motivation braucht: Corona kann euch töten, auch wenn ihr kerngesund seid. Wie das? Wenn alle Beatmungsgeräte bereits im Einsatz sind, weil so viele schwere Coronafälle in der Klinik liegen, dann ist für euch vielleicht keins mehr übrig, wenn ihr nach einem unverschuldeten Autounfall ins Krankenhaus kommt. Völlig überlastetes Pflegepersonal wird euch vielleicht nicht ausreichend versorgen können, wenn ihr mit einem Herzinfarkt eingeliefert werdet. Ehrenamtliche sind häufig Senioren. Wenn es die dahinrafft, sieht es rotes Kreuz oder Tafeln ganz schnell mau aus.
Verhaltensregeln: Das ist jetzt wichtig
Das Gute ist: Die Maßnahmen, um sich gegen das Virus zu schützen – um uns alle zu schützen – sind gar nicht schwer:
Wascht euch häufig die Hände – und zwar so gründlich als hättet ihr gerade Chilischoten geschnitten und wolltet nun masturbieren 😉
Fasst euch nicht ins Gesicht und wascht euch immer wieder das Gesicht.
Haltet Abstand zu anderen Leuten, bleibt zu Hause, so oft es geht (Social Distancing). Warum das so immens wichtig und wirkungsvoll ist, zeigt der Corona-Simulator der Washington Post in animierten Grafiken. Sehenswert, auch ohne große Englisch-Kenntnisse!
Karma-Bonuspunkte gibt’s, wenn ihr …
… euren alten und kranken Nachbarn helft, indem ihr was vom Einkaufen mitbringt und vor die Tür stellt.
… jetzt kleine Unternehmen unterstützt, die aufgrund der aktuell notwendigen Beschränkungen um ihre Existenz bangen. Dazu gehören auch Sexworker. Mehr dazu weiter unten.
… besonders nett seid zu allen, die jetzt noch für uns arbeiten: Kassierer*innen, Apotheker*innen, Pflegepersonal, Paketbot*innen etc.
Und dann gibt es da noch Dinge, die ihr euch bitte verkneift, weil sie niemanden weiterbringen:
Hamsterkäufe: Wer mir eine sinnvolle Erklärung liefert, warum er wirklich 50 Pakete Nudeln und 800 Rollen Klopapier braucht, kriegt nen Keks (backe ich sogar persönlich).
Mundschutz horten: Medizinische Gesichtsmasken sind ja wirklich chic bei Klinikspielen. Aktuell gehören die aber ausschließlich ins Krankenhaus, wo sie nötig sind, um richtig arbeiten zu können – z.B. damit der Chirurg nicht in die offene Bauchhöhle atmet. Im heimischen Keller bringen die gar nichts und auch in eurem Gesicht schützen sie euch NICHT vor Ansteckung! Das tun sie schon bei richtiger Anwendung nicht. Und wenn ich mir anschaue, wie grotesk viele Leute die Dinger aufsetzen, komme ich aus dem Kopfschütteln kaum raus …
(Sex-)Parties und Co.: Egal, wie gut es euch geht, ihr wisst nicht, ob ihr gesund seid und die Leute um euch rum wissen es auch nicht. Der fröhliche Abend wird ziemlich sicher zur Virentauschparty und am Ende schleppt ihr den Erreger zu euren Partner*innen, euren Eltern und Freunden. Und manche von ihnen werden die Nacht auf der Intensivstation nicht überleben. War ein bisschen Spaß das dann wirklich wert? Wollt ihr diese Schuld bis ans Ende eurer Tage mit euch rumschleppen? Ich will das jedenfalls nicht …
Prostitutionsverbot wegen Corona
Und da kommen wir langsam an den Punkt, der die meisten auf meinen Blog führt: Sex, Erotik, sinnlicher Austausch. Leider teilen wir dabei nicht nur Fantasien, sondern auch Körperflüssigkeiten – und dafür müssen wir gar nicht wild kopulieren. Nein, auch klassisch unberührbar und mit fest verschlossenem KG ist die Sache kritisch, denn wir atmen trotzdem dieselbe Luft in einem geschlossenen Raum. Selbst ein Bondage kann ich nicht mit 1,5 Metern Sicherheitsabstand machen – so lang sind meine Arme nicht – und für Peitschen mit mehr als 1,5 Metern Länge sind die meisten Räume zu eng 😉
Was in den letzten Tagen passiert ist:
Veranstaltungen wurden abgesagt – dazu gehören auch Fetisch-Parties.
Bordelle und SM-Studios müssen vorübergehend schließen.
Prostitution wurde verboten – das betrifft auch Haus- und Hotelbesuche.
Wie lange diese Maßnahmen andauern werden, lässt sich momentan nicht sicher sagen. Das entscheiden die Bundesländer individuell und wird auch davon abhängen, wie sich die allgemeine Lage entwickelt – ein weiterer Grund, sich an die geforderten Maßnahmen zu halten,denn je schneller wir die Situation in den Griff kriegen, desto schneller dürfen auch eure liebsten Sexworker*innen wieder arbeiten.
(Stand für Hamburg am 20. März 2020: Prostitutionsverbot bis 30. April 2020)
Wie geht es mir mit der Situation?
In mir brodeln aktuell sehr viele, teils starke und mitunter widerstreitende Gefühle:
Ich finde die momentanen Einschränkungen sinnvoll und richtig: Was nicht überlebensnotwendig ist, kann warten. Vor diesem Hintergrund wundere ich mich eher, warum Frisöre noch geöffnet haben. Ist Spitzenschneiden wirklich systemrelevant? Naja.
Es fiel mir wahnsinnig schwer, meine Termine absagen zu müssen. Das habe ich in all den Jahren bisher nur sehr selten getan. Und dennoch hatte ich mich schon vor dem offiziellen Verbot entschlossen, meine Sessions bis auf Weiteres auszusetzen – um meine Gäste und mich selbst zu schützen sowie alle, zu denen wir Kontakt haben.
Ich habe Verständnis für alle Kolleg*innen, die diese Entscheidung nicht getroffen haben. Für manche von uns ist dieser Job ein nettes Zubrot. Für viele aber ein zweites Standbein auf die sie nicht verzichten können. Und oftmals ist die Sexarbeit sogar die einzige Einkommensquelle. Wir sind 1-Personen-Unternehmen wie andere auch. Werbeausgaben, Fahrtkosten, Studiomieten und Hotelkosten verpuffen nicht einfach, sondern wollen bezahlt werden, auch wenn wir plötzlich keine Gäste empfangen. Von den privaten Kosten für Miete, Essen, Versicherung ganz zu schweigen.
Mir hat es das Herz zerrissen, als ich gelesen habe, dass manchen Sexworker*innen nun die Obdachlosigkeit droht, weil sie von heute auf morgen aus den Bordellen geschmissen werden sollen. Details dazu gibt’s hier.
Wut und Verunsicherung: Ja, es werden Hilfen für Selbstständige versprochen. Wann die kommen und wie leicht die für Arbeitende aus dem Erotikbusiness zu kriegen sind, ist ungewiss. Viele werden sie schon allein aus Angst vor Outings nicht in Anspruch nehmen können. Und so manche Prostitutionsgegnerin nutzt die Gunst der Stunde, um unser Arbeitsverbot zynisch zu kommentieren und Corona für ihre eigene Agenda zu nutzen.
Mir platzt der Kragen, wenn einige Typen glauben, dass sich die Welt auch während einer Pandemie nur um ihren Schwanz dreht! Ja, wir haben alle Bedürfnisse. Nein, niemand schränkt sich gerne ein. Ja, in jeder anderen Zeit befürworte ich regelmäßige Buchungen bei Erotikprofis – aber doch nicht jetzt! Ich habe es bereits weiter oben erwähnt: Ich erhalte derzeit Anfragen für Termine, die am besten gleich morgen stattfinden sollen. Auf den freundlichen Hinweis, dass ich das weder rechtlich noch sozial verantworten kann, muss ich mich teilweise sogar beschimpfen lassen und bekomme die Erklärung, dass man „nicht leben könne ohne eine Session mindestens alle 4 Wochen.“ Fein, dann überdenk das mit deinem Überleben doch noch mal; Hauptsache und gefährdest nicht alle anderen mit deiner kopflosen Geilheit! Es gibt ja schließlich auch Alternativen, um den Druck zu kanalisieren (dazu weiter unten mehr).
Ich mache mir Sorgen – ein Stück weit natürlich um mich persönlich, aber auch um meine Herzmenschen und darum, wie es mit unserer Branche weitergeht.
Ich bin frustriert und ein bisschen pissig auf die Welt. Warum? Ich habe kürzlich ein paar Umstrukturierungen in meinem Leben vorgenommen, die mir u.a. ermöglichen, wieder flexibler Termine zu vergeben und die tausend Ideen anzugehen, die auf meiner kreativen Merkliste stehen. Ich hatte mich wahnsinnig darauf gefreut, euch das hier in meinem Blog zu verkünden und diese tollen Projekte anzugehen. Nun wird daraus nichts – erstmal. Denn immerhin: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben 🙂 Ihr hört es schon ein bisschen raus:
Trotz allem bin ich optimistisch. Diese Krise wird vorübergehen und hoffentlich werden wir ein paar gute Dinge aus dieser Zeit mitnehmen. Modernere Arbeitsmöglichkeiten, ein bisschen Entschleunigung, klimafreundlicheres Verhalten, mehr Wertschätzung für einige Berufsgruppen.
Kink während der Krise: Solidarische Sauereien
Was ihr aus medizinischer und sozialer Sicht tun und lassen solltet, habe ich ja ganz oben schon angerissen. Aber wie sieht es nun mit Sex, Kink, Fetisch, BDSM und Co. aus? Auch hier gibt es zwei verschiedene Aspekte, zu denen ich euch ein paar Gedankenanstöße liefern möchte:
Wie kann ich momentan meine Bedürfnisse befriedigen?
Was kann ich tun, damit auch nach der Corona-Krise noch jemand da ist, der mit mir spielt?
Das Schöne: Ganz oft lassen sich Punkt 1 und Punkt 2 vereinen 🙂
So könnt ihr momentan eure Bedürfnisse befriedigen
Reale Sessions sind etwas besonderes und lassen sich nicht einfach so ersetzen. Darum soll es aber auch gar nicht gehen. Stattdessen können wir andere Dinge tun, die auch schön sind und Spaß machen – ohne sie direkt mir persönlichen Begegnungen vergleichen zu müssen. Vorschläge meinerseits:
BDSM-Geschichten und Comics – z.B. gibt es Sunstone derzeit gratis!
Live-Chats oder erotische E-Mails
Telefonate
Fotos
Videos
Neue Sextoys ausprobieren: Bestellt, womit ihr schon so lange liebäugelt!
Sklavenaufgaben
Getragene Wäsche: Ihr könnt zwar gerade nicht meine Füße küssen, aber sehr wohl an meinen getragenen Nylons riechen.
Abstinenz – Wann, wenn nicht jetzt ist die beste Zeit, um mal auszuprobieren, wie geil Keuschhaltung sein kann?! 😉
Viele Damen haben ohnehin Clip-Stores, Member-Seiten oder kostenpflichtige Rufnummern. Aber auch, wenn eure liebste Domina oder Fetischlady das nicht hat: Fragt freundlich nach, ob so etwas möglich ist. Außerdem immer eine Nachfrage wert: Custom Content, d.h. Fotos oder Videos, die ganz speziell für euch gedreht werden und perfekt zu eurem persönlichen Kopfkino passen. Ich kenne das ja von vielen meiner Gäste, dass der eigene Kink zu speziell ist, als dass sich online viel passendes Material finden würde. Deshalb: Kommunikation ist der Schlüssel und lieb fragen kostet nichts 🙂
Ich selbst freue mich derzeit auch sehr über alle Anfragen dieser Art. Wie immer gilt: Es muss halt inhaltlich passen, dann sehr gern! 🙂 Um uns allen die Zeit der sozialen Distanz etwas angenehmer zu machen, habe ich deshalb gestern auf OnlyFans ein Angebot ausgesprochen, das ich hier wiederhole:
Jeder meiner Gäste/Leser/Fans hat einen Foto- oder Videowunsch frei:
Wenn das Skript zu meinen Leidenschaften passt und ich es unter den gegebenen Umständen produzieren kann, werde ich das in den nächsten Wochen tun – für nur 60% des Preises, den ich üblicherweise dafür aufrufen würde.
Anfragen dazu am besten via E-Mail. Ich bin gespannt auf euer Kopfkino!
So könnte ihr Dominas und Co. unterstützen
Es gibt etliche Möglichkeiten, wie du deine liebsten Dienstleister*innen in diesen schweren Zeiten unterstützen kannst:
Tob dich in Clip-Stores aus.
Bestelle Custom Content.
Verlagere deine Erziehungsbedürfnisse in Online- oder Telefonsessions.
Kaufe reales Merchandise, wie z.B. Poster oder getragene Wäsche.
Fordere Anzahlungen für nun ausfallende Sessions nicht zurück, sondern warte einfach, bis wieder Sessions möglich sind.
Unterstützung muss ja nicht immer an eine Gegenleistung gekoppelt sein. Ich weiß, dass viele von euch selbstlose Gesten viel schöner finden, weil sie besser zum devoten Naturell passen. Auch dafür gibt es Möglichkeiten. Am besten fragt ihr vorher, was eurer Herzdame gerade besonders viel Freude machen würde.
Gebt Online-Trinkgelder. Die meisten Clip- und Pay-Seiten haben diese Funktion.
Macht Werbung für sie, z.B. indem ihr Links zu ihren Webseiten und Videoseiten teilt.
Adopt-a-Bill: Für alle, die FinDom ohnehin ganz spannend finden, ist jetzt eine schöne Gelegenheit, eine wiederkehrende Rechnung zu adoptieren. Das kann die Miete ebenso sein, wie der Wocheneinkauf.
Gutscheine für bestimmte Online-Shops: Eine Webcam und ein Ringlicht, um das sexy Online-Business ausbauen zu können oder lieber Guthaben für den Lebensmittellieferdienst? Fragt, was sie braucht!
Fordert auf politischer Ebene schnelle, unbürokratische Unterstützung für alle, die jetzt um ihre Existenz bangen und weist da ganz besonders auf Menschen aus der Sexarbeit hin.
Aufmerksamkeiten von der Wunschliste: Eine Packung Pralinen bezahlt nicht die Miete, aber eine liebevolle Geste und ein kleines Stückchen unerwarteter Luxus können Balsam fürs Gemüt sein.
Geduld: Verbalisiert, dass eure Vorfreude auf ein Treffen nur noch größer wird, wenn es eben noch ein paar Wochen oder Monate dauert. Seid nachsichtig, wenn das Wunschvideo ein paar Tage länger braucht. Oder anders gesagt: Nehmt ihr Druck, statt ihr zusätzlich welchen zu machen.
Fazit: Wir stehen das zusammen durch!
Ihr Lieben, das war der mit Abstand längste Artikel, den dieser Blog je gesehen hat – und doch habe ich bei Weitem nicht alles gesagt, aber doch hoffentlich das Wichtigste. Es war anstrengend, diesen Text zu schreiben; nicht wegen der Länge, sondern wegen des Inhalts, wegen der vielschichtigen Gefühle und des stetig rotierenden Gedankenkarussells.
Aber du, lieber Leser, hast dich bis hierhin durchgearbeitet, du bist auf dieser gar nicht so erotischen Reise an meiner Seite geblieben. Demnach bist du offenbar einer der Gäste/Fans, die mir so nah am Herzen sind, für die ich diesen Job liebe und die der Grund sind, warum ich trotz aller Ungewissheit optimistisch bleiben kann. Dafür danke ich dir. Ich freue mich darauf, diese Krise mit dir so schön wie möglich zu machen und die Freiheit in ein paar Monaten umso mehr zu genießen.
Bis dahin freue ich mich über jede Form der Unterstützung.